Freitag, 18. Juni 2010

Starting over

Wie geht das eigentlich:
Vom Lebensboden aufstehen?
Sonne braucht es und richtende Worte.
Duften muß es nach nackter Welt und altem Pflaster.
Enge Gassen schützen,
Gänge im Schatten von Steinen,
die Stürze gesehen.
Wasser hilft,
mit silbrig winkenden Wellen.
Und Wein jeder Farbe.
Und tanzende Töne,
auch Sternengesang.
So fliegen die Knochen ans andere Ufer
des Trauermeers
und wieder zurück.
Zurück zu Dir,
Wohin auch sonst?
Wer immer Du bist:
Für Dich kommt zurück,
wer zurück kommt,
zu ewigem Anfang.

Mittagsspiel

Helle Fußballstimmen,
Pausenläufe in Picknickstimmung.
Sitzgruppen auf dem Place des Vosges Rasen
nach der Museumsarbeit.
Schulgeführte trinken Wasser
und warten auf die Freiheit,
die leise unter dem Sommerwolkenhimmel schwebt.
Warten auf nichts mehr,
spielend und rufend
als auf bücherlose Zeit
im Wochenendleben.
Jung klingt es vom Platz durch die Gitter,
jung und leise in der Arkadenentfernung des Alters.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Letztes Glas

"Suis pas une meuf organisee."
Erklärt sie ihm.
Und Kälte fällt ein,
obwohl die Laternen leuchten.
Muß Abschied nehmen
von Studierendenfragmenten.
Und Cafehaustischen
mit Kunststoffgeflecht
die Heimat sind und waren.
Was sein wird?
Eine Chlochardzukunft?
Ich friere und weiß es nicht.
Nur weiß ich,
daß ich Beobachter bin
und Abenteurer des Lebens
in dunklem Spiegel,
der Schmerzen löscht
als Theoria.
Und anders berauschend ist,
pas trop,
wie das letzte
vernünftige Bier.

Stille Nacht in Paris

Hände in Hosentaschen.
Er und Sie.
Jeder beim Anderen.
Hintere Tasche,
dann abtastende Umarmung.
Klammerung, Jubel und Kuß.
Tiefer Kuß in tiefer Nachfrühlingsnacht.
Todesgespräche am Nachbartisch.
Großmutter kommunizierte zu Ascension und weinte
todeskrank.
Ecole polytechnique steht still und schweigt.
Es friert die Bedienungsblondine,
sie lacht durch ihr Brillenquadrat.
Paris in studentischer Nacht.
Bac passe, oraux gesprochen,
Vorsommerfreiheit!
In Erwartung der Bettlakenwärme.
Wer wartet auf wen?
Und was wartet auf jeden,
der hier auf dem Platz,
en passant und en attendant
küßt und umarmt und klammert
in Hoffnung auf heiße Tage und anhaltende Nächte?

Dienstag, 8. Juni 2010

Give in to feel good

Arbeitsbegleitende Angst,
führt bei Ängstlichen
zum Angstüberlauf.

Solche Arbeit wird daher vermieden.

Das gute Gefühl
nicht mehr Angst zu haben
als ohnehin schon
ist der vergiftete Lohn.

Kann aus der Wut darüber
der Mut entstehen
dem vergifteten Gut
einen Tritt zu geben
und die Arbeitsangstspitzen
auszuhalten?

Freitag, 4. Juni 2010

Grausame Dichtung aka UA Sandig, Autorin

1live macht wochend-abends,
weil's auch mal sein muß,
in Literatur.

Dort liest eine Gedichtefrau,
so sieht sie sich wohl,
Gedichte und eine Erzählung(?).
Leider aber verdünnt sie,
statt daß sie dichtet.

Flamingos
will sie besingen,
doch ihre Texte krächzen dürr und leer.
Von Figuren, die sich im Griff nicht haben,
will sie erzählen.
Erzählt Sie von ihren Sprachgestalten?

Sie schwadroniert von
"Pigmentepithel und Limbus corneae".
Man weiß es und wüßte es doch lieber nicht:
daß sie das aus dem Brockhaus hat.

So quält sie langweilend
die Langweiler-Sprecher,
die sie umschleimen (warum bloß?)
und ihr das Mikrofon öffnen.
Quält alle Zuhörer,
die nicht schlafen können,
jetzt aber wohl wünschten,
sie wären nicht bloß schlafend,
sondern tot.

Was ist ihr Grundproblem?
Sie kann nicht zuhören
und deshalb nicht schreiben.
Bloß nachplappernd
abschreiben.

Sie hat ihr nächstes Buch schon fertig.
Und es wird ein Gedichtband!