Dienstag, 26. Januar 2010

Angstfrei?

Darf ich schreiben,
daß ich Tee trinke
und Haferplätzchen esse?

Warum denn nicht?

Wenn niemand
mir Angst macht,
daß ich das
nicht tun
und schreiben darf?

Hinter Scheiben,
warm und wach,
im freien Schneelicht.

Montag, 4. Januar 2010

Wahrer Künstler

Verstehe nichts von Metrik,
von Reimkunst und der
Poesiegeschichte.

Schreibe Gedichte wie andere
Farbe verspritzen,
schwarz meistens,
auf riesigen Leinwänden:
Die mit der Hand
signieren.

Und doch ist es hohe Kunst.
Nicht trotzdem,
sondern deswegen.
Wer macht es nach
ohne meine Hand und
ohne mein Herz?

Nicht mein der Rhythmus
und der Gesang.
Dem All und Allen gehört er.

Denn das ist Kunst:
nicht überkommene Technik,
nicht neunmalkluge Erfindung,
sondern allmächtige Alltäglichkeit.

Es kann jeder müssen
und keiner können.

Sonntag, 3. Januar 2010

Sternenkleid

Landschaft mit Blutfeldern.
vertrocknetes Öl,
gekratzt,
vespachtelt,
zerstrichen,
altersmüd!

Giftgelbe Leuchtspurwege,
nacktes Leinwandweiß,
farbfehlend.
Bröckliges Vogelkleid,
höhengewirkt.

Vom Himmel her glühen die Erdfelder
sternengleich,
gewebt mit Spachteln,
durchfurcht von Lebensfarbigkeit.

(Jean-paul Riopelle, Robe of stars, 1952, Museum Ludwig)

Samstag, 2. Januar 2010

Samovar

Es brodelt und rappelt
das Wasser im Stahl.
Elektrifiziert,
modern und stromsüchtig.
Glühende Kohlen
wären zu gefährlich veraltet.
Wie brennende Sehnsucht.

Mißtrau dich!

Zögerlicher Kopf,
wie Anfang?
Gut muß er sein und richtig.

Glaub' nicht alles,
was Du Dir sagst!
Falsch ist der Glaube in Dir.

Geh' lieber spielen,
dann Rückweg,
auf dem alles leichter ist.