Mittwoch, 28. Juli 2010

Meerdeck

Rauschende Spitzen,
weißender Schaum
krönt grün wogende Wellen.
Der Meerteppich zieht unten vorbei.
Wir werden durch wehende Feuchte getragen.
An Walen vorbei, die keiner sieht,
verstören wir Tiefseekraken
mit unserem Nebelhorn.

Liegen auf glänzend lackierten deckchairs,
die auch tatsächlich auf einem Deck.
Sonnengegerbte Planken mit Gummi verfugt,
damit kein Ächzen bei rauer See,
die Decksruhe störe;
nur reines Wellenrollen
uns einwickelt.

Montag, 26. Juli 2010

Kartenraum

Grünblau leuchtet der Atlantik,
neonröhrenhell.
Jazzig fegt das Schlagzeug durch den Teppichraum.
Voll besetzt die schweren Sessel,
Konzertbesucher besprechen Cunard Singers,
die im Bordtheater künstelten.

Wir, vor dem dunklen Meerfenster,
nietengerahmt, aluminiumstolz,
von Raffhängen gerahmt,
lesen und schreiben,
daß die Nacht kommt,
glauben an "the only way to cross".

Unten raunen die Motoren,
kaum spürt man das Wimmern,
das Rotieren, das Gestosse
von Kolben und Turbinen.
Ein zitterndes Brummen bleibt
unter den Ledersohlen.

Der Kurs ist gesetzt,
immer nach Hause.
Nichts bleibt zu tun,
Vieles zu fürchten.
Eisberge, Stürme und Schiffsversagen,
was schlimmer:
eigenes Ungenügen.

Conversation QM2

"How about America?"
Sie streckt das Schuhbein weg.
"Monday morning is fine."
Saxophon-Gebläse aus dem off.
"I was devastated."
"I was fine."

Lebensäste, sperrig,
füllen die Luft
über dem Sommeratlantik.
Vor mir ein Mojito.
"I apologize"
Weiße Beine,
"He was twelve",
biegen sich zur Seite,
zum Sessel einer fetten
Dame trotz allem,
allein durch die Kleidung.

Schweigend stützt sich eine Schlanke auf die Bar,
gesprächsmüde.
"A red line shows up."
Ein Alter, Haare weiß mit schwarzen Resten:
"Cheesy Hotels"

Jazzklavierakkorde,
Teelichtern in Kegelstümpfen,
es dreht sich die Duttbedienung,
fernes Gelächter.

"Great fireplace"
Flache Hand stützt Oma-Stirn,
rotes Schulternetzkleid,
"Meet for dinner!"

Wellengespräche,
Sprachwellen,
Schweigesprache.