Samstag, 29. September 2007

Du bist weg

Womit soll ich Dich vergleichen?
Nichts vergleicht
sich mit
Dir.

Abwesend bist Du
weiblich
unvergleichlich!

Schönes Leiden,
schmerzvoll lebst Du mich.

Ohne Weinen werd' ich
es überstehen
nicht mehr mit Dir
zu gehen.

Wehende Schmerzen
machen kleine Kummertränen.
Hab' eben nicht die ganze Wahrheit gesagt:
Ich weine über mich,
mit Dir
ohne Dich.

Gabe

Gib Geld
oder Leben!

Gott,
gib Geld
gib Kreuzer, Taler, Golddukaten!

Warum soll ich warten?
Muß jetzt doch leben,
und kann nicht immer bloß geben.

Gib Du das Geld,
den Rest mach' ich,
hab' keine Sorgen.

Wir sehn uns morgen
und vergiss nicht:
Geld oder Leben!

Gib Geld Chef!

As soon as I get paid,
kriegste all' Dein Geld!
Aber wenn die Dollars
nicht rollen wie der Rock,
dann kann all' meine Musik
mir und Dir nicht helfen.

Ich schulde Dir so viel,
Geld für drums, und basses
guitars und keys.

Sag mir doch bitte:
wie soll ich das jemals
wieder-zurück-geben,
as soon as I get paid?

Geld ist immer weg,
gebraucht, verraucht,
du dummes Ding!

Das Leben brennt
von beiden Seiten:
cash ist king.

Dienstag, 25. September 2007

Heimat

Zurück vom au pair,
Mutter total entspannt,
nichts ist passiert.

Hollywood,
lay Lady lay,
grass bed, Motels und Sonnenbrillen.

Zuviel Wein,
Golden Gate und keiner ist 21.

Was wird aus den Jungs,
die du zurückgelassen hast?

Montag, 24. September 2007

Oans, zwoa, gsuffa!

Endlich Wiesn,
Mörtel lugt um die Ecke,
zwei Blondinen im Arm,
Kameras
und die folgsame Medienkarawane
spiegeln seine Schritte.

Was soll das?
Diese Frage
geht am Mörtelwesen vorbei.
Im Casting geht es
um Designer-Dirndl und
Champus im Maßkrug.

Verona schlägt das Bierfaß an
und sanft entschläft die Wirklichkeit.
Entgleitet dem Chronisten
ins Wässrig-Schaumige.

Dom Pérignon kann auch geordert werden,
von jedem nicht,
von manchem aber.
Im Käfer-Zelt
am Arsch der Welt.

Sonntag, 23. September 2007

Morgenlicht

Bitter der Kaffee,
weißhell die Sonne
hinter dem Kirschbaum,
Blätter durchstrahlend.

Septembersommer,
unwahrscheinliches Wärmegeschenk,
hochgrüne Pflanzen,
vom Welken sie wissen nichts,
sagt Yoda.

Samstag, 15. September 2007

Anstrengung

Wasser saufen,
tiefer atmen.

Die Uhr tickt,
die Zeit steht still.

Das Denken flieht in die Nacht,
der Körper,
kraftlos müde,
bedrückt seinen Sessel.

Nach dem schwitzigen Training,
Ruhe und muskelloses Warten.

Freitag, 14. September 2007

Regensicher

Ich weine wie ein Regensturm,
singt eine Frau die singen kann

Und ich denke:
So schön die Musik, wie kann sie traurig sein?

"Sometimes I'm up, most times I'm down"
Die Stimme kreist und schleudert
überschlägt die Töne wie im Traum.

Traumsicher, nobody knows,
nobody cares, wie sollte auch?

Bei diesem Klang,
ein virtuoser Stimmenrausch,
bläsergestützt, geigenstark und orgelkräftig,
denkt jeder nur an sich.
An sein Kussglück,
und an seine Liebesheimat,
in sonnentrockener Zufriedenheit.

Donnerstag, 13. September 2007

Schreibhilfe

Sie gab mir einen Bestellungsblock
zum Schreiben.
Ein Roller knattert vorbei,
seine Kippe zertritt
ein Student mit Studentin
am Bordstein.
Durch Wärmestrahler
aus Gasflaschen ernährt
läßt es sich aushalten,
beim zweiten Kölsch
auf nüchternen Hungermagen.
Polizeihorn und Kaufhoftüten,
frei laufende Hunde,
Wildmädchenzigarette,
vorbei rollt ein Fahrrad,
die Hunde kämpfen.
Neusser Straße
im Rosenstock.
Und noch ein Mädchen
zu Fuß mit Aldi-Palme.

Dreifach glücklich

Drei glückliche Momente hat das Leben:
Die Liebeslust,
das Arbeitsruhelager
und das dritte eben,
daß überhaupt wir
leben.

Platznotglück

Zur Not
passen das Autohupen und
der kühle Duft der abendlichen
Trompetenblumen
zusammen mit dem großen Kölsch
ganz eng geschrieben
als poetisches Glück der
Caféhausterasse
auf einen
Bierdeckel.

P.S.
Auch ein Gedanke
an die braunzopfige Bedienungsschönheit
findet noch
seinen nicht verschwendeten
Platz.

Dienstag, 11. September 2007

Müde, müd...

Augenlider haben keine Muskeln,
können sich nicht offen halten.
Schwergewichtig sinken sie,
sinken, winken Nachtgeschwistern zu.

Nachtgeschwister, Brüder, Schwestern,
seht ihr nichts,
so wie ich nichts sehe?
Da die Augen hell und klar zwar,
meine Lider aber
muskellos und müdgeblinkert sind.

Müde, müd und müder noch,
schließe ich die Lider wieder, denke doch
wie schön es wär,
wär'n die Lider nicht so schwer.

Samstag, 8. September 2007

rot, viel und billig

Bittersweet, die Zunge schwarzrot morgen,
ein Schleier hinter den Augen schon jetzt
die Zähne salzig von Chips.

Ich schwöre mir
bei allen Göttern
des Weins und der Liebe
nie mehr zu trinken
solch billigen Saft.

Aus Reben der Europäischen Gemeinschaft
von besoffenen Weinbauern an wichtige Handelsreisende
verschachert,
um Geld und Käufern und Trinkern
Schmerzen zu machen
mit Arbeitsunfähigkeit am nächsten Tag.

Nie wieder,
schwöre ich mir
und genieße den Abstand
vom Lebensrausch,
den mir der billige Alkohol
gnädig
mit Wissen und Lächeln der handelsreisenden Götter
gewährt.

Donnerstag, 6. September 2007

Jeder weiß

Jeder sieht die schöne Frau,
jeder weiß es ganz genau,
was er von ihr wollen könnte,
wenn er dürfte wie er könnte.
Auch die andere sieht fast jeder,
steht doch gerade nebenbei,
Glas in Hand, und Schultern frei,
braune Locken, blonde Strähnen,
wie sie fallen,
wie sie wehen,
nicht zu übersehen,
nicht zu übersehen,

Wer weiß, wer weiß was geht?
Wer weiß, was mal ensteht?
wer weiß, was schnell zugrundegeht?
wer weiß, was niemand wissen darf?

Doch Dich sieht keiner Kleiner,
tote Hose, fremder König, Feindesland,
bist hier ziemlich unbekannt,
Jung und smart,
Cocktailstark und ungeheuer hart.
ein Kapitän auf seiner letzten Fahrt,
gegen die Wand, immer ran,
oder zumindest hart dran.

Wer weiß, wer weiß?
Natürlich niemand, keiner jemals.
Wer kennt den Preis?
wer weiß, wer weiß?

Wenn’s möglich wär,
die eine warme Hand,
die kühle Stirn,
gebrochnes Herz und kaltes Bier,
Der andere Mund, der heiße Kuß
Ich muß, sie muß, du mußt, wir müssen
wissen, alle drei,
ob hier oder dort oder an einem anderen Ort.
ob hier oder dort oder an einem anderen Ort.

Rauch zieht grau, vielleicht auch weiß,
wer weiß das schon.
Asche zu Glut,
Vorbei der Zug,
Die eine: “Vorsicht Asche!
Die andere: Gib Feuer!
Nachsicht, o Nacht,
ich sehe doppelt,
Asche zu Glut
und Glut zu Asche

Wer weiß, wer weiß was geht?
Wer weiß, was mal ensteht?
wer weiß, was schnell zugrundegeht?
wer weiß, was niemand wissen darf?

Die Nacht ist heiß,
und leer,
ein Tanz wär feucht
und ist uns jetzt zu schwer,
Die rotgeschminkte Haut schwitzt blaß und grau
Der Ausschnitt und
das Lächeln tief.
Voll Zauberduft nach Pfirsich
und nach Erdbeermund

Die warme Hand,
der andere Kuß,
Ich muß, sie muß, du mußt, wir müssen
wissen, alle drei,
ob hier oder dort oder an einem anderen Ort.
ob hier oder dort oder an einem anderen Ort.
Niemals ganz zu Dir,
Niemals ganz zu ihr,
niemals ganz zu mir.

Wer weiß, wer weiß, wer weiß es denn?
Wer weiß, was mal ensteht?
wer weiß, was schnell zugrundegeht?
Was Kopf, was Herz, was Schmerz?

Nach Hause, alle jetzt nach Haus.
Zu mir, zu ihr, zu Dir?
Wenn ich nur wüßte, wo ich wär?
Wenn ich das wüßte, ging ich voran,
so geh ich mit
und hoffe sehr
Daß sie es weiß, daß ihr es wißt
und hoffe sehr,
daß ihr es seht, daß ihr mich führt
und wißt:
Nach Hause führt kein Weg zurück,
Ihr geht voran,
ein Lachen links, ein Lachen rechts,
ein Doppelblick zurück,

Wer weiß es denn? Wer weiß es schon?
Wer weiß, was mal ensteht?
wer weiß, was schnell zugrundegeht?
Wer glaubt denn noch an Kopf, an Herz, an Schmerz?

Cinque terre

Weit liegt das Meer am Horizont;
ruhig, flach und grenzlos weit.
Die Hafenboje dippt im Abend.

Lau glitzert
blendend
das Steilküstenlicht.

Goldgrau verzaubert der Fels.
wächst streifig,
wettergekerbt,
faltig verworfen
aus ruhiger Buchten Wasser.

Plätschernd
küsst ihn die See.


----------------
Now playing: Audrey Riley & Nick Allum - Men
via FoxyTunes

Ihr Kinder!

Lebt alle Tage eurer Zeit
als wären es die ersten,
die längsten und schlaflosesten und
echte Seeräubertage.

Fünf Freunde spielt,
sechs Räuber
und sieben Gendarmen.

Klettert wie Affen,
macht’s nicht,
wie’s alle machen.

Piraten der Meere,
Träumende Kapitäne,
Holzhausentdecker und Wassertaucher seid ihr,
Flußkrokodile,
galoppierende Nashörner
und alle Tiere, die groß und stark
und stärker am stärksten.

Steht auf, geht spielen,
sagt Timmy der Hund.

----------------
Now playing: Audrey Riley & Nick Allum - Men
via FoxyTunes

Nachttisch

Aufgestützt, Holztisch ist tot
das Holz geschlagen,
gesägt, geleimt, gewachst.
Für mich alles das, damit ich,
nachts, mich stützen kann,
aufstützen kann beim Lesen.

Aber ich lese doch gar nicht, ich
schreibe über die Welt,
so wollte ich und schreibe doch nur über
den Tisch, den toten.

Und der Wald draußen?
Müßte ich über ihn schreiben, der im Dunkeln,
sicherlich romantischer, nebliger, feuchter und lebendiger ist
als dieser Tisch, Totentisch,
auf den ich mich stütze,
um schreiben zu können.

Braun gemasert, Eiche dunkel,
geölt, Glasränder von einem Rotweinabend,
Lautsprecher, Telefon, Monitor, Wlan-Box.
Ist alles kein Wald, ist alles Tod,
ein Friedhof eigentlich.
Und ein toter Baum, ein geschlagener Baum
stützt mich und kann doch
meinen sinkenden Kopf nicht halten.
Nachttisch ist tot, friedlicher Friedhof,
untaglicher Gegenwald.
Ich starre nicht in die Nacht, nicht
in den Wald, nicht
in die Welt.
Nur
auf ihn.

----------------
Now playing: Audrey Riley & Nick Allum - Men
via FoxyTunes